Der gefühlte Wert: Wie du deinen inneren Buchhalter umstimmst

Beate Kohlmeyer|Allgemein|17. Februar 2018

In ihrem heutigen Artikel teilt unsere Gastautorin Beate Kohlmeyer eine Erkenntnis mit, die sie über jemanden hatte, den sie den inneren Buchhalter nennt. Vielleicht ist dir so ein Wesen in dir auch bekannt. Lass dich von Beate inspirieren, wie sie einen konstruktiveren Umgang mit ihm finden konnte:

Er schweigt.

 Ich meine  diesen gestrengen inneren Buchhalter, der aus einer dunklen Kammer meines Unterbewusstseins tagtäglich meinen Wert überprüft.

 Er ist mal erbarmungsloser Antreiber, mal krakeelender Kritiker – in jedem Fall aber hat er einiges drauf.

Sehr gründlich überprüft er meinen aktuellen Status, verbucht, berechnet und bilanziert über mein Ansehen und Aussehen.

Ihm entgeht nichts. Er ist ein Korinthenkacker, der jede Buchung umgehend an die Zentrale meines Selbstwertgefühls weiterleitet. 

Lange Zeit hat er hohe Kosten verursacht durch seine Art der Berechnung.

Und jetzt ist er mundtot.

Enttarnt.

Vorbei die Zeit, in der ich ihn anschnauzen musste.

Vorbei die Zeit der mentalen Stoppzeichen.

Er hat verstanden.

Diese gestrige Giftspritze schweigt.

Mein Tumor hat ihn enttarnt.

Dagegen kann er nicht anstinken.

Diese Erschütterung kommt einem inneren Erdbeben gleich, das keinen Stein auf dem anderen lässt.

Und so ist auch er gestürzt.

Viel zu lange schon versuchte er, mich glauben zu machen, ich sei ein leeres Gefäß, das Tropfen für Tropfen mit meinen Leistungen befüllt werden müsse.

Dieser Verkäufer aus der Hölle wollte mir zeitlebens einreden,  ich müsse meinen Wert  erst erarbeiten.

Seiner Meinung nach gibt es keinen angeboren Wert, sondern lediglich das Potential Wertvolles zu vollbringen.

Er lügt.

Ich weiß es jetzt.

Und ich werde die Kosten, die er dadurch verursacht, nicht länger begleichen.

Er lässt uns leerlaufen, wo wir die Fülle suchen.

Er macht uns zu  Getriebenen.

Dieser Taxierer des Selbstwerts macht uns zu Abhängigen, weil er den Selbstwert an äußeren Erfolgen misst.

Ein aufreibendes Unterfangen, das uns zu ewig Kämpfenden werden lässt.

Kampf um Status, Aussehen und Beliebtheit.

Kampf, all das nicht zu verlieren.

Ein endloser Kampf, der müde macht.

Ich bin aufgewacht.

Meine Erkrankung gleicht einem Weckruf.

Der Klang des Weckers schließt eine weitere Zusammenarbeit mit meinem Buchhalter aus.

Ich kündige ihm  und  höre den Klang einer ganz neuen Melodie:

Halbwert, Vollwert, Mehrwert, adé!

Einschätzen und Abschätzen, adé!

Vergleichende Beurteilung, adé!

Stattdessen:

Hochschätzen – dieses einen, unschätzbaren Wertes- des höchsten, der angegeben werden kann:

Der Lebensvorgang selbst!

Es ist wie  Albert Ellis sagt.„Ich bin wertvoll, weil ich existiere.Ich bin unbedingt etwas wert, einfach deshalb, weil ich lebe.“

Unser Wert ist nicht an Bedingungen geknüpft.

Wir sind kostbare, einzigartige „Gefäße“ von Geburt an. Wir alle ver-suchen unser Leben zu meistern, und das macht uns wertvoll. Die Leistungen unseres Alltags haben nichts mit diesem inneren Wert zu tun.

Ein stabiles, gutes Gefühl für den eigenen Wert und den Wert des Lebens wird nicht durch  Leistungsbesessenheit und Perfektionismus erreicht, vielmehr sind es die inneren Pfeiler des Selbstrespekts, der Selbstakzeptanz  und der freundschaftlichen Beziehung zu uns selbst , die nicht an Leistung und Konjunktur gekoppelt sind, die uns einen stabilen Stand –auch in stürmischen Zeiten- bescheren.


“Ich bin ich” – Bekenntnis zur Selbstachtung – Virginia Satir

Für den Fall, dass auch Du die Stimme Deines inneren Buchhalters durch eine aufbauende, positive ersetzen möchtest, kommt hier eine wunderbare Inspiration von Virginia Satir:

Auf der ganzen Welt gibt es niemanden, der genauso ist wie ich. Manche Menschen gleichen mir in einiger Hinsicht, doch niemand ist ganz genauso wie ich.

Deshalb ist alles, was ich hervorbringe, völlig authentisch mein Eigenes, denn ich habe allein entschieden, dass  es so ist, wie es ist.

Alles an mir gehört mir…

… mein Körper und alles, was er tut; mein Geist und all seine Gedanken und Ideen; meine Augen und alle Bilder, die sie schauen; meine Gefühle, welche es auch sein mögen; Wut, Freude, Frustration, Liebe, Enttäuschung und Erregung; mein Mund und alle Worte, die er hervorbringt: höfliche, angenehme und harte, zutreffende und unzutreffende; und alles, was ich tue, ob es sich auf andere oder auf mich selbst bezieht.

Meine Phantasien, Träume, Hoffnungen und Ängste gehören mir.

Meine Siege und Erfolge gehören mir ebenso wie meine Misserfolge und Fehler. Weil alles an mir mir gehört, kann ich mich mit allem völlig vertraut machen. Indem ich dies tue, bin ich liebevoll und freundlich allen meinen Anteilen gegenüber und kann so mit meinem ganzen Sein zu meinem eigenen Besten wirken. Mir ist klar, dass gewisse Aspekte meiner Existenz mich verwirren und dass ich andere gar nicht kenne.

Doch solange ich freundlich und liebevoll mit mir selbst umgehe, kann ich mutig und hoffnungsvoll nach Lösungen für die Rätsel meiner Existenz suchen und nach Möglichkeiten, die mir helfen, mehr über mich selbst herauszufinden.

Wie auch immer ich aussehe und klinge, was auch immer ich sage und tue und alles, was ich in einem bestimmten Augenblick denke und fühle,

all dies bin ich.

Es ist authentisch und bringt zum Ausdruck, wo ich mich zum betreffenden Zeitpunkt befinde. Wenn ich später überdenke, wie ich ausgesehen und geklungen habe, was ich gesagt und getan habe und wie ich gedacht und gefühlt habe, so mag mir einiges vielleicht nachträglich als unpassend oder unangemessen erscheinen.

Ich kann das, was ich als ungeeignet erkannt habe, fallenlassen, das Bewährte beibehalten und etwas Neues erfinden, das an die Stelle des Aufgegebenen tritt.

Ich kann sehen, hören, fühlen, sprechen und handeln.

Ich bin in der Lage, zu überleben, anderen nahe zu sein, produktiv zu sein und die Welt der Menschen und Dinge um mich herum in einem sinnvollen und geordneten Zusammenhang zu erleben.

Ich gehöre mir und kann mich deshalb auch selbst steuern.

Ich bin ich, und ich bin ok.”

Der Text hat Dich ermuntert, Dich näher mit Deinem inneren Buchhalter zu beschäftigen?

Er krakeelt so laut und  kritisch, dass Du den Satz: „Ich bin okay“ weder hören noch fühlen kannst?

Du möchtest Eure Geschäftsbeziehung  auf ihren Wert für Dich prüfen, brauchst dazu aber einen Sachverständigen?

Dann melde Dich gern bei mir!

Herzliche Grüße

Beate Kohlmeyer