Den Tod überleben

Beate Kohlmeyer 

20. April/Ostern 2019

Ich liebe diese Zeit des Jahres, die mich einlädt, mich zu besinnen.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die streng der Kirchenliturgie folgen, aber die vor österliche Fastenzeit ist für mich einfach meinem kulturellen Erbe zugehörig. 

Sie ist für mich eine Ermunterung, über mich in der Welt nachzudenken und schenkt mir den Impuls, in dieser unserer Ära einer rastlosen sieben Tage 24 Stunden Ökonomie, in der Müßiggang und Innerlichkeit kaum Raum finden, bewusst zu entsagen.

Für Entsagung gibt es ja zahlreiche Synonyme:

Es kann sowohl Hingabe als auch Fehlen bedeuten. Manchmal ist die Hingabe sicher auch Voraussetzung, um wahrnehmen zu können, was uns fehlt.

Für mich persönlich bringt dieser gewollte Verzicht in der Fastenzeit meine Entschlossenheit zum Ausdruck, frei zu sein; mich jederzeit frei entscheiden zu können, welches Maß für mich im Leben sinnvoll scheint.


Seelischer Frühjahrsputz lässt neue geistige Räume entstehen.

Gewinn durch Verzicht


Indem ich Körper und Seele einem Frühjahrsputz unterziehe, mich beim Fasten also bewusst dem Verzicht hingebe, entstehen neue geistige Räume.

Mein kosmischer Orientierungssinn kehrt zu mir zurück oder besser gesagt ich zu ihr, was mir ganz neue innere Bilder und Ausrichtungen beschert.

Wenn ich von kosmischem Orientierungssinn spreche, meine ich das Gewahrsein meiner

spirituellen Identität.Ich bin mehr als Beate, die Glückliche, die Heilpraktikerin, die Autorin.

Diese Identitäten sind austauschbar, aber es gibt eine, die bezieht sich auf meine Seele, meinen Geist, die ist unverwechselbar und immerdar.

Daran erinnert mich Ostern: Es gibt eine Würde in mir, die ist unabhängig von allem Getöse in dieser Welt.

Ostern zeigt uns auch, dass jede Wunde wandelbar ist

Die Vorbereitung auf dieses Fest ist für mich die Ausrichtung des Bewusstseins auf das Wesen des geistigen Raums.

 In diesem Raum der Ruhe und Stille untersucht dieS piritualität die Psychologie des eigenen Wesens.

.Sie sucht eine Verbindung zum Selbst-und genau dieses verbindende

Erleben wird in der Fastenzeit unterstützt und gefördert.

Diese Art der Askese, der spirituellen Praxis setze ich bewusst ein, um Körper und Geist zu reinigen,

um Gott und mir selbst nahe zu sein.

Erst während ich das tue, während ich zur Ruhe komme und in mich hinein

lausche, werden mir bestimmte unheilvolle Zu-und Ausrichtungen bewusst;

es findet sozusagen ein Wechsel der Beleuchtung statt.

In diesem Licht scheint manche Gangart nicht länger meinem gesunden Tempo zu entsprechen und manche Überzeugung wird von mir als ungünstig enttarnt.

Diese iTrainingszeit der inneren Freiheit und Stille lässt mich eigenes Leid und eigene Freud bewusst wahrnehmen.

Die Symbolik des Osterfestes erinnert mich unterdessen daran, dass jede, aber auch wirklich jede unserer Wunden wandelbar ist. 

Egal, welches Kreuz wir auch zu tragen haben auf unserer Wegstrecke, welche Leiden unsere Lebensgeschichte auch immer für uns bereithält, es gibt immer Hoffnung auf Wandel und Veränderung.

Selbst der Tod ist wandelbar.

Das ist für mich die heilsame Botschaft des Osterfestes.

Orientierung mit Sinn – Ich entscheide frei über das Maß

Bevor aber das Leben nach dem Tod beginnt, widme ich

mich zunächst dem Leben davor, gebe ihm Raum statt nur

zu funktionieren) und schenke ihm und mir meine volle Aufmerksamkeit.

Bei dieser konzentrierten Hinwendung tauchen stets Fragen auf, die dazu führen, dass einige Glaubenssätze, Überzeugungen und Gewohnheiten sterben müssen,

damit ich sinn-voll weiterleben kann:

  • Hat mich der Versuch, eine perfekte Leistungsfunktionsträgerin dieser Gesellschaft zu sein, an das gewünschte Ziel gebracht?
  • Halte ich das gängige System des linearen Wachstums, der Beschleunigung und Rastlosigkeit für gewinn-und heilbringend ? 
  • Oder möchte ich die Erfahrung des Gewinns durch Verzicht auf weitere Bereiche meines Seins ausdehnen?

Wo enttarne ich vermeintliche Selbstfürsorge als weiteren Versuch zur Effizienzsteigerung und Selbstoptimierung?

  • Wo in meinem Leben ist das Geld zu meiner Religion geworden?
  • An welchen Stellen wünsche ich mir einen sorgfältigeren, maßvollen Umgang mit den Ressourcen der Welt und meinen?
  • Wo laufe ich mich aufgrund meiner bestehenden Glaubenssysteme im Hamsterrad des Lebens wund ?
  • Empfinde ich die Heilsversprechen unseres gegenwärtigen Gesellschaftssystems als eingelöst?
  • Wo möchte ich zukünftig – der Wohlbefindlichkeit folgend – lautstark befinden: OHNE MICH?!

Das sind die Fragen, denen ich in diesem Jahr 2019 gefolgt bin.

Und ich habe mich in der Folge entschlossen , dem Bild Jesu zu folgen:

Auf-er-stehen, das will auch ich.

MIT MIR ist zu rechnen.

Ich werde aufstehen aus dem Grab meiner Ängste, meines Selbstmitleids, meiner Resignation.

Ich werde die Steine wegräumen, die mich blockieren, fesseln, hemmen.

Freiwerden von allen Fesseln – das ist eine weitere Botschaft des Osterfestes.

Und die Wirkung dieser stärkenden, heilsamen Bilder und Botschaften erspürend fühle ich mich tatsächlich, 

als hätte ich von dem geheimnisvollen Zaubertrank des

Druiden Miraculix gekostet, der ja bekanntlich unbesiegbar, aber nicht unverwundbar macht.

In diesem Sinn verstehe ich meinen Glauben ganz sicher als eine Art Wundermedizin.

Dass, woran wir glauben, einen großen Einfluss auf unser Erleben hat,

ist sicher unbestritten, weshalb ich mit ein paar Zeilen schließen möchte, die mich vor Jahren einmal stark beeindruckt haben und die ich nie wieder vergessen habe.

Woher sie stammen, weiß ich nicht mehr genau zu sagen 

Mögen sie auch euch berühren!


„Du glaubst nicht,

Was du siehst,

sondern du siehst immer,

Was du glaubst –

Darum entscheide weise,

woran du glauben möchtest!"


Die Weisheit, das zu glauben, was uns hilft und stärkt, wünsche ich uns allen!

Von Herzen ein gesegnetes Osterfest wünscht euch

eure Beate

Heilpraktikerin für Psychotherapie